Dieses Wochenende hat es mich wieder einmal in meine Favoritenstadt Innsbruck verschlagen. Bis dato habe ich von der Alpinmesse nur gehört. Am Samstag hab ich mir die gar nicht so kleine Veranstaltung mal live angesehen. Unzählige Workshops zum Thema Sicherheit im alpinen Raum und eine Vielzahl an Sportartikel-Ausstellern (von Salomon bis La Sportiva) geben einem das Gefühl, auf einer „Mini-ISPO“ zu sein. Zielpublikum ist aber hier, anders als bei der ISPO, der Endverbraucher, also sportbegeisterte Tourengeher und Freerider.
Alpin-Messe und Forum
Ein klarer Trend im Wintersport ist einerseits das Thema Freeriden. Schon seit einigen Jahren hat die Skiindustrie die Drang nach mehr Freiheit am Berg erkannt und setzt mit entsprechenden Skimodellen und Ausrüstung auf diese Entwicklung. Das andere Extrem sind die Skibergsteiger, und zwar die, die mit immer leichterem Material den Berg im Laufschritt bezwingen. Hier tut sich in letzter Zeit einiges – die Tourenski sind mittlerweile federleicht, die Anzüge hauteng und der Trend, im gesicherten Bereich trainingsmäßig unterwegs zu sein, folgen immer mehr. Veranstaltungen wie die Mountain-Attack in Saalbach-Hinterglemm, der Kitzsteinhorn Schneekönig oder das Vertical Up in Kitzbühel tragen das Ihre dazu bei, dass diese Szene immer mehr Anhänger findet.
Der eigentliche Kern der Veranstaltung sind aber die Workshops, an denen bis zu 600 Interessierte über Touren-Planung, Notfall-Techniken und LV-Training informiert werden. Die Tiroler sehen hier die Pflicht zu informieren anstatt zu kriminalisieren, wie der Initiator der Kuratoriums nicht müde wird zu betonen. Ein ziemlicher lässiger Typ übrigens, dieser Karl Gabl – er ist beispielsweise auch derjenige, der Alpin-Expeditionen im Himalaya mit Wetterinfos versorgt! Seine Leidenschaft, mit der er für mehr Sicherheit am Berg kämpft und die er in diese Veranstaltung steckt, hat mich extrem beeindruckt!
Freeride Filmfestival
Im anschließenden Freeride Film Festival gabs einige Highlights zu sehen: „Schneewalzer“, der zweite Film von Hanno Mackowitz nach „Dasein“ aus dem letzten Jahr ist wieder mal ganz „anders“ und sticht aus den üblichen Filmen der Szene heraus. „Mind Surf Monday“ ist ein Film über den Traum von „Powder-Surfen“ von Martin „McFly“ Winkler. Ein sehr cool gemachter Kurzfilm, der die Parallelen zwischen Surfen und Snowboarden richtig gut zeigt.
Safety Check
Wie sich Freerider vorbereiten ist zwar für mich nichts Neues, dennoch ist es recht spannend, was der Freeride Haudegen Stefan Häusl über das Thema Sicherheits und Planung beim Freeriden erzählt.
Am Sonntag starten wir mit ihm gemeinsam bei 8 Grad und Regen in Fulpmes Richtung Stubaier Gletscher.
Wetter und Lawinen-Check
Stefan hat bereits am Vortag genau die Wetterlage gecheckt. Dies gehört zum täglichen Repertoire, genau so wie der Lawinenbericht, der morgendlich um 7:30 unter lawine.at verfügbar ist.
Ausrüstung
LVS Gerät, Sonde und Schaufel gehören in den Rucksack, den jeder Freerider dabei hat. Wer keinen dabei hat, hat auch im Gelände nix verloren. Jedoch reicht die Ausrüstung alleine noch lange nicht. Man muss sein LVS Gerät kennen, die Bedienung sollte einfach von der Hand gehen und regelmäßige Suchübungen müssen eine Selbstverständlichkeit. Die Batterien des Gerätes habe ich nach dem Sommer getauscht – und zack, schon ist ein Problem aufgetaucht, das ich erst beim Check, den Stefan macht, bemerke. Ich fühle mich gar nicht wohl als das nicht einwandfrei klappt! Meinen ABS Rucksack habe ich überhaupt zu Hause gelassen, denn bei dem steht noch die Kontrolle der Carbon-Patronen an. Die sollten über den Sommer aus dem Rucksack entfernt und vor der neuen Saison abgewogen werden. Gewichtsverlust bedeutet Patronentausch!
Stubaital
Die Betreiber der Stubaitaler Gletscherbahnen haben sich für den Trend zum Freeriden gerüstet! Neben den als GPS Track verfügbaren Freeride Routen, die auf der „Powder-Department“ Karte eingezeichnet sind, sowie LVS Check-Stationen, gibt es auch wöchentliche Lawinentrainings.
„Speed is your friend!“
Und dann gibts da noch so einen Punkt, den ich schmerzhaft feststelle: das Training über den Sommer hilft, dass die Kraft im Powder nicht ausgeht. Ich schnaufe ordentlich dank einer Höhe von über 3000m und meine Oberschenkel sind relativ schnell blau. Aber wer will bei fettem Powder schon bremsen? Und dann gibt Stefan den entscheidenden Tipp, der mir irgendwie bekannt vorkommt: „Speed is your friend!“ Ja, er hat gar nicht unrecht, aber wenn nur meine Haxen mitspielen würden… Nach diesem genialen Powder-Sonntag ist meine Motivation für den Winter enorm und der Stubaier Gletscher wird mich bestimmt wiedersehen!
Fotos, Stubaier Gletscher, 16.November 2014