Das Schöne am Alleinreisen ist, dass man ganz spontan und flexibel seine Pläne ändern kann. So dachte ich vor meiner Zeit hier, dass ich nicht viel reisen werde. Das hat sich mittlerweile zig Mal geändert und schließlich habe ich meinen Style gefunden. Meine Home Base ist Buenos Aires und von dort aus mache ich Trips wie nach Iguazu oder gerade in den Norden von Argentinien Richtung Bolivien.
Ich glaub, ich bin nicht der Weltreise-Typ, der monatelang von einem Hostel ins andere zieht. Mir fehlt das alltägliche Leben, der Kontakt zu den Locals und ehrlich gesagt, ist es mir einfach zu anstrengend. Zudem hat man wenig Zeit, Eindrücke zu verdauen. Aber das ist Geschmacksache und ich habe für mich jetzt die optimale Mischung gefunden! Daher gönn ich mir auch solchen Luxus wie von Buenos Aires nach Salta zu fliegen statt 20 Stunden im Bus zu sitzen. Der Bus kostet 400 Pesos (rund 50 Euro), der Flug 200 Euro – da versteht man schon, warum die Backpacker hier alle 33h und mehr im Bus easy in Kauf nehmen. Noch dazu, wenn man Nachtbusse nehmen kann und sich so auch noch eine Hostelnacht (umgerechnet um 10 Euro) sparen kann. Klingt alles günstig, ist es auch – aber wenn man wie viele hier wochenlang low Budget unterwegs ist, fängt man zu rechnen an. Ich seh das ganze entspannt, lass mir nix abgehen und bin dennoch günstig unterwegs.
In Salta bin ich mitten in der Nacht angekommen. In der Früh hats mich dann umgehauen – Berge! Seit zwei Monaten hab ich keine Berge mehr gesehen! Das Hostel „Loki“ ist 20km außerhalb von Salta – das war mir wichtig, weil ich eh schon genug Stadt in den letzten Wochen hatte, und extrem ruhig gelegen. Da die englischen Eigentümer erst vor einigen Monaten eröffnet haben, ist derzeit die erste Nacht gratis. Auch nicht übel. Das Essen ist ok, die Zimmer sauber, aber irgendwie fehlt halt der argentinische Flair. Wenn nicht mal die Eigentümer im Hostel spanisch sprechen, dann ist das nicht so meins. Vom Hostel aus bin ich zwei Stunden mitten durch das Nichts gewandert und hab so einen guten Eindruck vom einfachen Landleben bekommen. Ich bin dann gerade rechtzeitig zu einer Fiesta tradicional“, einem Gaucho Fest im nächsten Ort gekommen. Sensationell die Gauchos auf ihren Pferden, mitten durch den Ort und lauter Locals – indogene Bevölkerung, wo ich mich erstmalig „anders“ fühlte. In einem kleinen Beisl ließ ich mir dann das erste Locro, eine Art Fleischeintopf mit Bohnen, schmecken. Das bestellte Cola kam in dern 1,5l Flasche und als ich ein kleiners orderte, kam eine 1l Flasche – um scharfe Euro 1,5. Salta an sich ist eine Stadt. Der Hauptplatz ist ganz nett – die Kolonial Zeit hat ihre sichtbaren Spuren hinterlassen. Salta dient als mein Ausgangspunkt für die Tour nach Cafayate durch die Quebrada de las Conchas und weiter nach Cachi durch die Quebrada de Fechas entlang einer Weinstraße. Die Tour ist zwar mit jeweils rund 180km nicht lange, jedoch vor allem von Cafayate nach Cachi mühsam. Teilstück eins sind 4h Busfahrt von Salta nach Cafayate. Von dort aus check ich mir eine Tour in die Quebrada de las Conchas, ein echt beeindruckendes farbliches Erlebnis, das mich aus dem Staunen nicht heraus kommen lässt. Fünf Stunden führt uns der Guide von eine Highlight zum nächsten. Die Fantasie fährt Ringlgspiel – von Monstern, über Züge, Kröten oder einem Schloss – die Bauwerke der Natur sind einfach nur genial zu betrachten. Dazu Farben in allen Abstufungen von knall rot bis kobald blau, grün und gelb – alles in einer Intensität, die mich einfach nur
Eigentlich ist mein Plan, am nächsten Tag gemütlich den Wasserfall in Cafayte zu besuchen und eine Bodegatour zu starten. Jedoch bietet sich in der Früh die Möglichkeit, mit 3 Deutschen Studenten im Auto mit nach Cachi zu fahren. Innerhalb von 15 Minuten hab ich umgeplant, meine sieben Sachen gepackt und sitz im Auto. Die Strecke von Cafayate nach Cachi ist nämlich micht vollständig für Busse ausgebaut und daher wäre es mit Sicherheit sehr mühsam geworden, sich per Taxi und Co durch zu schlagen. Also rumpel ich mit dem Auto über die Schotterpisten und komm auch noch auf ein richtig stylisches Weingut namens Colomne – somewhere im nowhere. Aber es gibt einen Heliport, viele Reben, noch mehr Wein und piekfeine Picada.
Die Quebrada de las Flechas sieht wieder ganz anderes aus. Flechas – Spitze, genau so sehen die Steinformationen aus. Dazwischeen ragen riesige Kakteen in den Himmel und geben einem das Gefühl man sei in Nevada, aber nicht in Argentinien. Kleine, verschlafene Ortschaften sind selten. Jedoch außerordentlich nett, mit den weiß getünchten Häusern die sich immer um kleine Hauptplätze schmiegen. Eine Kirche, ein Gemeindeamt und ein Supermarkt, dazu eine Bar – so sieht das aus – wie bei uns daheim vor einigen Jahren. Cachi selbst liegt auf 2300 Meter. Im Hintergrund ragen die 6000er in den Himmel. Und ja, natürlich hab ich auch einen mit Schnee entdeckt! Das Leben hier ist sehr beschaulich. So richtig Stress hat hier niemand. Touristen kommen und gehen – bzw. rumpeln sie mit ihren Jeeps und Fords durch die Gegend. Einmal am Tag geht ein Bus nach Salta, zwei Mal kommt einer an. Ich sitze gerade in einem Cafe im Ort, frühstücke Medialunas (Gepäck wie Kipferl), im Hintergrund dudelt Folklore Musik, neben mir sitzt ein Pensionist bei seinem Kaffee und bei der Zeitung – richtig beschaulich. Heute geht es weiter über Salta nach San Salvador de Jujuy. In Tilcara möchte ich einen weiteren Stop einlegen und ein paar Wanderungen machen. Und am Wochenende dann die Salzwüste Uyuni in Bolivien erkunden. Aber mal sehen – Pläne können sich schnell ändern… ;) umhaut.
Cachi, 20.11.2013
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